Montag, 30. März 2009

Irrwege in der Krise

Bei Klaus Baum las ich zuerst davon, und selbst BILD berichtete wiederholt darüber: Almosen gelten als auf das ALG2 anrechenbares Einkommen.

Drum wurde - wie inzwischen weithin bekannt sein dürfte - einem Göttinger Arbeitslosen, den man beim Betteln "ertappt" hatte, Folgendes vom Amt beschieden:
„Aufgrund ihrer geänderten wirtschaftlichen Verhältnisse habe ich die Leistungen neu berechnet. Entsprechend habe ich einen geschätzten Betrag von 120 Euro als Einkommen durch Betteln angerechnet.“ (BILD)
Es würde mich nun wenig wundern, wenn man künftig bei der ALG2-Antragstellung zunächst nachzuweisen hätte, dass man wirklich absolut nicht in der Lage ist, sich seinen Lebensunterhalt "aus eigener Kraft" durch Betteln zu verdienen und dass ferner nur, wer eine solche Unfähigkeit auch glaubhaft belegen kann, auch weiterhin in den Genuss staatlicher Unterstützung kommen wird.

Der besagte Göttinger hingegen wird sich womöglich noch glücklich schätzen dürfen, dass man ihm nicht obendrein noch ein Verfahren wegen Schwarzarbeit angehängt hat, sondern gnädigerweise den anrechenbaren Betrag nachträglich auf nunmehr 45 Euro reduziert hat.

Das anzurechnende Einkommen wurde übrigens aus zweimaliger Inspektion der Sammelbüchse des Bedürftigen, die beim ersten Mal 1,45 Euro und beim zweiten Mal 6 Euro enthalten haben soll, "hochgerechnet". Offenbar gibt es keinen Weg sich gegen etwaige Fehlberechnungen zu schützen, es sei denn man stellt jedem Spender eine ordentliche Spendenquittung mit Namen und Anschrift des Spenders, Datum und Höhe des gespendeten Betrags aus und lässt sich ferner von allen anderen Bundesbürgern schriftlich bescheinigen, dass diese einen weder durch Bargeld, noch durch geldwerte Spenden unterstützt haben und dieses auch künftig nicht zu tun gedenken. Und übergibt diese Belege allmonatlich der zuständigen Leistungsstelle des jeweiligen Job-Centers zum Zwecke der exakten Berechnung etwaiger verbleibender Leistungsansprüche.

Doch bei all diesen Misshelligkeiten wollen wir auch die Positiven Effekte derartiger "Regelungen" nicht vergessen. Denn immerhin wird es erstens bei nachdrücklicher Umsetzung trotz dräuender Wirtschaftskrise nebst Rezession praktisch zu keinem weiteren Anstieg der Erwerbslosenzahlen kommen; im Gegenteil, man darf vielleicht sogar mit einem Absinken rechnen. Und zweitens tut sich hier ein neues, weites Betätigungsfeld für die ohnedies schon seit langem prosperierende Wohlfahrtsindustrie auf: So mancher Bewerbungscoach wird sein Betätigungsfeld nun erweitern können, indem er sich aufs "Bettler-Coaching" verlegt. Dazu müssen nicht einmal neue Konzepte entwickelt werden; lediglich die Inhalte sind geringfügig anzupassen. Einige Beispiele: "Ansprache" (statt Selbstbewusstsein ist Demut gefragt), "Dresscode" (so schäbig wie nur irgend möglich, aber nicht gar zu unreinlich, um die gepflegte Kundschaft nicht zu verschrecken usw.)

Sagte da jemand "Armes Deutschland?"

Gar kein Ausdruck ...



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Freitag, 20. März 2009

Gipfel ohne Spitze

Raider heißt jetzt Twix. Scheibenwischer heißt jetzt Satire Gipfel und verspricht:
Kein Skandal kann dieses Jahr unentdeckt passieren – der "Satire Gipfel" bleibt angriffslustig.
Gestern Abend war Premiere. Eine Chance sollte man jedem geben; also habe ich mal wieder den Fernseher angeworfen. Es kam, wie es kaum anders zu erwarten war: eine Handvoll Komödianten macht müde Scherze über mehr oder weniger bekannte Zeitgenossen und Ereignisse.

Von dem, was man (oder doch zumindest meine Wenigkeit) gemeinhin von politischem Kabarett erwartet, Aufklärung, Bloßstellung, Enthüllung, geschärfter Blick, kurz: Biss - weit und breit keine Spur. Da man sich aber ausdrücklich vorgenommen hatte "politisches Kabarett" zu liefern, trauten sich die Akteure nicht einmal, richtig albern zu sein, das blieb dann im Anschluss an die Sendung den Herren Schmidt und Pocher vorbehalten. Dabei hatte es in der Vorankündigung doch vollmundig geheißen:
Die neue "Satire Gipfel"-Bühne ist ein Newsroom, in dem Anchorman Mathias Richling messerscharfe Analyse, gekonnte Parodie und verspielte Komik miteinander vereint.
Diese Ankündigung darf man getrost als den einzigen politischen Bezug des Ganzen nehmen und zwar als Parodie eines Wahlversprechens: hinterher gibt's genau das Gegenteil von dem, was vorher versprochen wurde - das aber gleich doppelt.

Ach ja, die unvermeidliche "Parodie" einer bekannten Person durfte natürlich nicht fehlen. In gewohnter Manier trat Herr Richling also am Ende der Sendung als Herr Richling in ulkiger Verkleidung vors Publikum. Das "Opfer": Verlegenheitsminister von und zu Guttenberg. - Gekonnt war das nicht, immerhin aber recht passend besetzt: gab sich doch eine Verlegenheitslösung als die andere aus.

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Dienstag, 17. März 2009

Die Polizei, der Müll und Hartz IV


Auf den ersten Blick scheint die Meldung der sächsischen Polizei vom 1. März des Jahres, dass man hinter dem Kaufland in Hoyerswerda zwei Personen bei der Plünderung der Kaufland-eigenen Müllcontainer überrascht und wegen Diebstahls angezeigt habe, nahtlos an Fälle, wie den der fristlosen Kündigung einer Kassiererin, wegen zweier angeblich unterschlagener Pfandbons im Wert von 1,30 Euro oder den der Entlassung zweier Bäcker wegen der entschädigungslosen Verkostung firmeneigenen Brotaufstrichs anzuschließen.

Dennoch scheint mir der Kommentar "Da schwärzt irgend jemand Hungernde Menschen bei der Polizei an" - etwas voreilig und auch ein wenig phantasielos. Zu phantasievoll hingegen scheint mir, was bei gegen-hartz.de aus der Meldung des Polizeitickers gemacht wurde. Dort heißt es wörtlich:
Keine Gnade kennt die Polizei in Sachsen: Weil Hartz IV Betroffene aus den Müllcontainern abgelaufene Lebensmittel in ein Auto verstauten, um etwas Essbares zu haben, rügte die Polizei an und erteilte den sogenannten Tätern eine Anzeige wegen Diebstahl.
Diese Meldung wurde im Wortlaut prompt an anderer Stelle übernommen. Und auch manches engagierte blog ist schnell mit der Etikettierung "Hartz IV Betroffene" bei der Hand - Woher dieses "Wissen" um die sozialen Verhältnisse der Ertappten stammt, wird freilich nirgends deutlich. Der Meldung der Polizei-Sachsen, die offenbar die einzige Grundlage all dieser Artikel bildet, sind solche Details jedenfalls nicht zu entnehmen:
Hoyerswerda, Kaufland, hinterer Wareneingang
01.03.2009, 22:30 Uhr


Die Polizei erhielt telefonisch den Hinweis, dass sich mehrere Personen mit Taschenlampen am hinteren Wareneingang vom Kaufland zu schaffen machten.
Vor Ort stellten die Beamten eine 46-jährige Frau und einen 24-jährigen Mann fest, die aus Containern und Abfalltonnen des Kauflands Lebensmittel entnommen und in ihrem Pkw verstaut hatten. Dabei handelte es sich um Lebensmittel, deren Haltbarkeitsdatum bereits abgelaufen war. Was folgt, ist eine Anzeige wegen Diebstahls.
Halten wir also fest:

Die Polizei wurde benachrichtigt, weil "sich mehrere Personen mit Taschenlampen am hinteren Wareneingang vom Kaufland zu schaffen machten" und nicht etwa, weil jemand "hungernde Menschen" bei der Polizei anzuschwärzen gedachte. Es dürfte auch durchaus fraglich sein, ob derjenige, der die Polizei rief, das Tun der "Angeschwärzten" überhaupt im Einzelnen verfolgen konnte.

Ueber die soziale oder existentielle Lage der Ertappten findet sich in der Polizeimeldung kein Wort. Angegeben sind lediglich deren Geschlecht und Alter sowie der Hinweis, dass sie offenbar im Besitz eines fahrtüchtigen PKW waren, ein Umstand der m. E. so gar nicht zum Bild der "Hungernden" passen möchte.

Nimmt man all dies zusammen und fragt sich, wer wohl ein besonderes Interesse an der Verwertung offenbar doch recht beträchtlicher Mengen abgelaufener Lebensmittel haben könnte, dann findet sich leicht eine ganze Reihe weiterer Kandidaten, z.B. Schweinezüchter, auf der Suche nach billigem Zusatzfutter oder "clevere" Gastwirte ("Der Gewinn liegt im Einkauf!") - womöglich sogar der Betreiber der örtlichen Polizeikantine - wer weiß?

Was die Eigentumsverhältnisse eines jeden Mülltonneninhaltes angeht, so gilt übrigens, dass der "Entsorger" solange Eigentümer des Mülls bleibt, bis dieser von der Tonne in das Müllfahrzeug gewandert ist - das gilt selbst für einen Beutel Katzenkacke .

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Freitag, 13. März 2009

Populisten unter sich

Claus Hulverscheidt wirft unserem Verlegenheitsminister von und zu Guttenberg heute in einem Kommentar in der Süddeutschen Zeitung vor, dass dessen Plädoyer für weitere Ausnahmen bei der Mehrwertsteuer "populistischer Unfug" sei.

Dabei geht es darum, dass die EU-Finanzminister "den Weg für eine Senkung der MWSt. auf Restaurant- und Handwerkerrechnungen freigemacht" haben. Seither haben EU-Staaten das Recht "die Mehrwertsteuer auf Dienstleistungen wie Fahrradreparaturen, Haareschneiden oder Putzen auf bis zu fünf Prozent zu senken. Die EU setzt darauf, dass durch die geringeren Steuern die Firmen ihre Dienste billiger anbieten können und die Nachfrage in Schwung zu bringen.".

Einem Populisten gibt man am besten populistische Empfehlungen und so hält es auch SZ-Kommentator Hulverscheidt:

Mutig wäre es gewesen, wenn der Wirtschaftsminister die Debatte genutzt hätte, um eine Abschaffung aller Ausnahmen zu fordern. Im Gegenzug nämlich könnte der allgemeine Steuersatz von derzeit 19 auf 16 Prozent sinken. Guttenberg hat diese Chance verpasst - und damit vorerst auch das Recht verwirkt, sich die ach so beliebte Politikerforderung nach einer Vereinfachung des Steuerrechts zu eigen zu machen.

Wirklich mutig, lieber Herr Hulverscheidt, wäre es m.E., zu fordern, die unsoziale Mehrwertsteuer, die Menschen mit geringem Einkommen überproportional belastet und sogar Steuern noch besteuert, gänzlich abzuschaffen, und zwar zugunsten einer Einkommensbesteuerung, die keine Ausnahmen mehr zulässt und durch die vor allem arbeitslos erworbene Einkünfte (Kapitaleinkünfte, Erbschaften, Spekulationsgewinne, Provisionen, Einkünfte aus der Arbeit anderer etc). endlich angemessen erfasst würden.

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Dienstag, 10. März 2009

Anscheinend groß im Kommen: Kleinliche Brötchengeber

Vermutlich wird man als Maler demnächst damit rechnen müssen, dass man sich seine Papiere abholen darf, weil man firmeneigene Farbreste, die an der Arbeitskleidung haften blieben, "mit nach Hause nimmt". Denn schließlich gehört auch der kleinste Lackrest noch dem Arbeitgeber und an dessen Eigentum darf man sich als Arbeitnehmer nicht vergreifen, das wissen wir spätestens seit dem Fall der Kassiererin Barbara E., die es - angeblich - gewagt hat, sich durch Unterschlagung zweier Pfandbons im Wert von 1,30 Euro auf Kosten der Firma Tengelmann (Kaiser's) widerrechtlicherweise zu bereichern, wofür sich ihr Arbeitgeber bekanntlich mit einer fristlosen Kündigung revanchierte.

Dass es offenbar noch sehr viel kleinlicher zugehen kann, wenn es darum zu tun ist unliebsame Mitarbeiter zu "entsorgen", zeigt nun der Fall zweier Angestellter der Bäckerei Westermann aus Bergkamen, die gegen ihren (ehemaligen) Arbeitgeber vor Gericht gezogen sind. Den beiden wurde gekündigt, weil sie - wie SpOn gestern zu berichten wusste - "Brotaufstrich gestohlen haben sollen".

Manfred Sträter, Geschäftsführer der Gewerkschaft NGG, Region Dortmund sagte dazu laut SpOn, dass man in diesem Fall von Diebstahl überhaupt nicht reden könne, denn die Bäcker hätten während der Produktion den Brotbelag mit von ihnen selbst gekauften Brötchen lediglich abgeschmeckt, als der Geschäftsführer in der Backstube erschienen sei.

Den wirklichen Grund für die Entlassungen sieht Sträter in dem Umstand, dass einer der entlassenen Bäcker Mitglied des Betriebsrats gewesen sei. Die Firma dagegen betont, dass man die Entscheidung, die Männer zu entlassen, in Übereinstimmung mit dem Betriebsrat getroffen habe.

Vermutlich aufgeschreckt durch das Medienecho hält die Firma Westermann inzwischen für die werte Kundschaft, die man wohl auf keinen Fall vergrämen möchte, auf ihrer web-site eine "Stellungnahme" als PDF bereit. Dieses Dokument enthält aber eigentlich nur die Erklärung, dass man zu laufenden Verfahren nicht Stellung nehme.


Na toll.

Auf der Internetpräsenz der Firma erfährt der Interessierte übrigens recht Interessantes über die Westermannsche "Unternehmensphilosopie":

"Begegne jedem so, wie Du möchtest, dass er Dir begegnet", ist dort zu lesen aber auch, dass alle Filialen "nach Feng-Shui Regeln eingerichtet" seien:

Feng-Shui ist ein Weg zur Lebensgestaltung, dessen Ziel es ist, in jeder Umgebung (egal ob in den privaten vier Wänden oder am Arbeitsplatz) den Gleichklang zwischen den Menschen und seiner Umgebung herzustellen. Wer in einer derartigen Umwelt lebt, wird ein angenehmes Leben in Harmonie führen.
Zu guter Letzt heißt es noch:
Bei Westermann dürfen Sie näher kommen, denn Westermann ist offen, familiär und verbindlich. Das begründet intensive, menschliche Beziehungen zu Kunden, Lieferanten und Kollegen. So schaffen wir Zugehörigkeit - Tag für Tag.

Irgendetwas muss da leider wohl schiefgelaufen sein mit der fernöstlichen Kunst der Lebensgestaltung; auf das Betriebsklima jedenfalls scheint sie sich nicht gerade positiv ausgewirkt zu haben. - Aber wer weiß, vielleicht hat man auch bloß versäumt, die Backstuben ebenfalls nach Feng-Shui Regeln einzurichten oder die Entlassenen waren in der Nacht(schicht) tätig?


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Montag, 9. März 2009

Warum Opel nicht zu retten ist ...

... erklärt uns nun der Klaus:




;-)


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Sonntag, 8. März 2009

Zur sogenannten "Sozialen Marktwirtschaft"

Kennzeichen einer jeden Marktwirtschaft ist schlicht und einfach, dass Arbeitsprodukte nicht im Hinblick auf ihre Verwendbarkeit durch den Hersteller selbst, sondern als Waren mit dem einzigen Zweck, sie gegen andere Produkte, die der Erzeuger nicht selbst verfertigen kann oder will, einzutauschen. Ein Markt ist demnach gegeben, wenn mindestens zwei Menschen in eine marktförmige soziale Beziehung zueinander treten und dabei den Zweck verfolgen, ihre je eigenen Arbeitsprodukte gegen die Arbeitsprodukte eines anderen einzutauschen. Die "Gewinnabsicht" kann dabei darauf beschränkt bleiben, etwas anderes zu bekommen. Eine Bereicherungsabsicht - im Sinne von: mehr bekommen, als man zu geben gewillt ist, gehört also keineswegs schon zu den Grundbedingungen des Marktes. Das gilt auch dann noch, wenn die Transaktionen komplexer werden und zwischen den reinen Warentausch das Geld geschaltet wird, so dass der Austausch nun nicht mehr nach dem simplen Schema W<=>W, sondern nach dem Schema W<=>G<=>W abläuft. Man gibt eine Ware her und erwartet, dafür eine gleichwertige Ware oder deren Äquivalent in Geld zu erhalten. Soviel also zunächst zu den eigentlich recht banalen Mindestvoraussetzungen.

Mit dieser Beschreibung ist aber auch schon gesagt, dass im Grunde genommen jede Marktwirtschaft von vornherein auch eine "soziale" ist, denn die marktförmige Austauschbeziehung ist zugleich stets eine zwischenmenschliche, ergo: eine soziale Beziehung.

Interessant wird es, wenn die Marktwirtschaft zur kapitalistischen Marktwirtschaft wird, was der Fall ist, sobald das Ziel des Austausches nicht mehr darin besteht, Waren gegen andere Waren, sondern Geld gegen anderes Geld (und zwar: mehr Geld!) einzutauschen, was sich (bei Marx) darstellt als: G->W->G' oder im "Klartext": Geld -> Ware -> Mehr Geld -> Ware -> noch mehr Geld usw. und sich im lupenreinen Kapital- oder Finanzmarkt verkürzt zu: G->G'->G''->G''' usw. usf.

Wenn wir uns nun die Wirtschaftsform die in diesem Land praktiziert wird betrachten, dann werden wir unschwer feststellen, dass das Attribut "Soziale Marktwirtschaft", mit dem manche sie als eine besondere Form der Marktwirtschaft kennzeichnen wollen, nichts ist als eine tautologische Leerformel, denn, wie gezeigt ist "der Markt" immer schon eine soziale Institution, einfach weil es dabei zentral um die Interaktion mehrerer menschlicher Akteure geht. Dabei ist selbstverständlich das sog. "asoziale" als eine Form des Sozialen - in der hier deskriptiven Verwendung des Begriffes - von vornherein mit eingeschlossen.

Im Gegensatz dazu ist aber nicht jede Form der Marktwirtschaft auch kapitalistisch, denn wie ich oben darzustellen versucht habe, ist ja keineswegs jede Austauschbeziehung auch mit einer Gewinnabsicht behaftet. Das allerdings, was hierzulande unter dem Label "Soziale Marktwirtschaft" verkauft wird, ist jedoch im Besonderen und zu allererst eine kapitalistische Marktwirtschaft, denn Gewinnstreben ist hier unverkennbar ein nicht wegzudenkendes Element. Es erweist sich also als völliger Humbug, wenn - wie es mitunter geschieht - etwa zu behaupten versucht wird, dass es sich bei der sogenannten "Sozialen Marktwirtschaft" (auf die Spitze getrieben: "Neue soziale Marktwirtschaft") nicht um "Kapitalismus" handele.

Während das Wort "sozial" - wie oben - im umfassenden Sinne noch rein deskriptiv (beschreibend) gebraucht werden kann, wird es als Dichotomie sozial/asozial zu einem normativen Begriff. Wenn die "Soziale Marktwirtschaft" eine normative Vorgabe ist, dann müsste es demzufolge auch eine "Asoziale Marktwirtschaft" geben. Nach allem was uns aber die sogenannte "Soziale Marktwirtschaft" gegenwärtig beschert, möchte ich die lieber gar nicht erst kennenlernen.


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Freitag, 6. März 2009

Mattscheibe muss künftig ohne Scheibenwischer auskommen

Die ehemals kabarettistische ARD-Sendung "Scheibenwischer", eine Koproduktion von BR (Bayrischer Rundfunk) und rbb (Rundfunk Berlin-Brandenburg) wird in "Satiregipfel" umbenannt. Das erfuhr ich heute durch die rbb-Abendschau. Gründe für diese Umbenennung wurden in der Sendung allerdings nicht angegeben, fanden sich aber bald auf den Internet-Seiten diverser Printmedien, so z.B. beim Berliner Tagespiegel, welchem zu entnehmen ist, dass Dieter Hildebrandt "seinem Nachfolger Mathias Richling die weitere Verwendung des Titels „Scheibenwischer“ für die ARD-Sendung verboten" hat oder bei SpOn unter dem reißerisch irreführenden Titel "Hildebrandt verbietet Scheibenwischer" .

Ueber Hildebrandts Gründe berichtet der Tagesspiegel:
Das Verdikt des großen alten Mannes des politischen Kabaretts richtet sich vor allem gegen die Pläne Richlings, künftig auch junge Comedians in die Sendung zu holen. Richling hatte im Februar angekündigt, bei ihm sollten Comedy und politisches Kabarett mit viel Tempo an einem Strang ziehen und damit das Publikum verjüngen.
Ich meine: Hildbrandt hat gut daran getan seine Rechte geltend zu machen, denn es ist kaum zu erwarten, dass die Sendung unter Richlings Leitung künftig noch irgendetwas mit dem Scheibenwischer vergangener Tage zu tun haben wird. Schon die einfallslose Neubenamung, bei SpOn recht treffend als "so kreativ wie Brot mit Butter" bezeichnet, lässt das Schlimmste befürchten. Doch wer weiß - womöglich werden wir bald den ersten unterirdischen Gipfel bestaunen dürfen.

Lesen Sie dazu auch: Scheibenwischer: (zum) Schluss "mit lustig" (nebenbei bemerkt ... 03.02.2009)


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Banales vom Tage

Franz Joseph Wagner schreibt heute in seiner - gelinde gesagt - schwer erträglichen Kolumne an den lieben Uli Hoeneß und beklagt sich, dass dessen Bayern nur noch "Opel-Fußball" spielen würden.
Der FC Bayern war einmal die Rolex, der Mont-Blanc-Füller, der Porsche des deutschen Fußballs. Was Ihr zur Zeit spielt, ist Opel-Fußball.
Okay - eigentlich muss man zu dieser Nichtigkeit nichts schreiben - man kann aber, denn die Bayern haben bekanntlich schon sehr viel früher "Opel-Fußball" gespielt, nämlich in der Zeit von 1989 bis 2003, als Opel Hauptsponsor des Vereins war. Zuvor hatten sie übrigens "Commodore-Fußball" gespielt, was bei manch einem sicherlich auch gewisse Assoziationen zu Opel weckt. Bei diesem Commodore handelte es sich freilich nicht um das gleichnamige Automodell von Opel, sondern um eine ehemals populäre Computerfirma, die ein paar Jahre nachdem sie aufgehört hatte als Bayrisch Münchnerischer Hofsponsor aufzutreten bankrott machte; eine Unannehmlichkeit die dem Commodore Nachfolger Opel jetzt ja ebenfalls droht. Man sieht, es gibt mehr als nur eine Parallele - irgendwie hängt alles mit allem zusammen - oder auch nicht.

Gegenwärtig spielen "die Bayern" also nicht (mehr) "Opel-", sondern ".T..Home.-Fußball" und es ist nicht abzusehen, ob sich das in Bälde ändern könnte. Als .T...-Aktionär sollte man sich dennoch das Schicksal, das die vormaligen Sponsoren der Bayern ereilt hat, zu Herzen nehmen und bei Beendigung dieses Sponsoren-Verhältnisses umgehend seine Aktien abstoßen. Sicher ist sicher.

;-)


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Mittwoch, 4. März 2009

Hartz IV: Theorie und Praktikum

"SPD-Abgeordnete machen Praktikum im Jobcenter"

lautet der Titel einer Meldung, die sich in der Berliner Zeitung vom 04.03.2009 auf Seite 15 findet.

Bei näherer Betrachtung kommt man freilich kaum umhin zu meinen, dass diese "Praktika" wohl eher die Bezeichnung "längerer Besuch" verdient hätten, denn im weiteren ist zu lesen:
Für einige Stunden werden Mitglieder der SPD-Fraktion des Abgeordnetenhauses am 10. März in Jobcentern ein Praktikum absolvieren. Wie ein Sprecher mitteilte, wollen sich die Parlamentarier ein Bild von der Situation der Erwerbslosen und der Arbeit der Mitarbeiter machen. Der Besuch der 26 Sozialdemokraten stellt nach den Angaben des Sprechers in dieser Groessenordnung eine Besonderheit dar. Die Abgeordneten werden in Jobcentern in allen zwölf Berliner Bezirken eingesetzt. (ddp)
Der 10.03. ist am Dienstag nächster Woche. Falls sich der eine oder andere Mitbürger ein Bild von der praktischen Arbeit unserer Abgeordneten machen möchte, findet er nachstehend die Öffnungszeiten der einzelnen Jobcenter und durch Anklicken des Bezirksnamens ggf. auch die Adresse und weitere Informationen. Wenn ich mir die Öffnungszeiten der einzelnen Einrichtungen so anschaue, möchte ich fast meinen, dass die Praktikumsplätze in Charlottenburg-Wilmersdorf wohl zu den begehrtesten gehören dürften, dicht gefolgt von Mitte und Spandau.

Öffnungszeiten:
Charlottenburg-Wilmersdorf: Di, Mi geschlossen
Friedrichshain-Kreuzberg Mo, Di, Fr 08:00 - 12:00 Uhr
Treptow-Köpenick Mo und Di: 08:00 - 13:00 Uhr
Lichtenberg: Mo, Di, Fr 08:00 - 12:00 Uhr,
Marzahn-Hellersdorf: Di 08:00 - 12:00 Uhr
Mitte: Di 14:00-16:00 Uhr (nur nach Terminvereinbarung)
Neukölln: Mo, Di 08:00 - 13:00 Uhr
Pankow: Mo, Di, Do und Fr: 08:00 - 13:00 Uhr
Reinickendorf: Mo, Di u. Fr 8:30 - 12:30 Uhr
Spandau: Dienstag 11:00 - 13:00 Uhr
Steglitz-Zehlendorf: Mo, Di 08:00 - 13:00 Uhr
Tempelhof-Schöneberg: Di 08:00 Uhr bis 13:00 Uhr


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Quo vadis?

Obwohl es derzeit eine Menge Themen gibt, die mich beschäftigen, will die Tinte nicht so recht den Weg aufs Papier, ähm wollen die Zeichen nicht so recht den Weg ins Netz finden. Zur Überbrückung dieser kleinen kreativen Krise deshalb hier ein Schnipsel aus meiner virtuellen Mottenkiste. Dabei handelt es sich um einen kürzeren Text aus dem Jahr 1997 mit einer relativ pessimistischen Prognose, die (von damals gesehen noch bevorstehende) Entwicklung des Internets betreffend. Und da gerade mal wieder CeBit ist, kommt dieser kleine Rückblick auf den Blick in die Zukunft ja vielleicht nicht einmal gänzlich unpassend.

Wie sagte der Softwarepapst Bill Gates so schön? "..information at your fingertips ..." Na prima, wenn wir jetzt auch noch wüßten wie brauchbar die Informationen sind, die wir hier bekommen, wären wir ja schon ein Stück weiter, nicht wahr? Information an sich ist ja eher von geringem Wert. Einen Wert bekommt sie doch erst wenn sie verwertet wird bzw. sich als verwertbar erweist, bzw. wenn eine Reaktion erfolgt.

Wir, die Menschen des Informationszeitalters, die wir sowieso schon prinzipiell überinformiert sind, ständig Kenntnis erhalten über Geschehnisse und Vorgänge denen wir schlicht ohnmächtig gegenüberstehen; erhalten nun also mit dem world wide web neben Zeitungen, Wochenpresse, Radio, Fernsehen, Videotext eine weitere, schier unerschöpfliche Informationsquelle.

Rein theoretisch keine schlechte Sache, zumal diese Quelle sich - noch - nicht in den Händen eines oder mehrerer Medienkonzerne(s) befindet und im Grunde genommen jeder jede Information dort einspeisen kann, also auch solcherlei Information die normalerweise unterdrückt und nicht veröffentlicht würde.

Werden wir das aber zu nutzen wissen? Ich fürchte - leider - nicht. Schon jetzt zeichnet sich klar ab, wie Wesentliches von Trivialem überlagert wird, wie Internetsurfen mehr als netter Zeitvertreib, denn als Möglichkeit seinen Horizont zu erweitern genutzt wird. Eigentlich könnte man das Ding schon jetzt in WWB umtaufen; world wide BILD(zeitung) nämlich.

Wir werden also in noch mehr Informationen ersaufen, die wir mit WISSEN verwechseln, noch mehr gezwungen sein zu filtern und zu selektieren, mehr zu vergessen als zu behalten und wir werden wahrscheinlich noch weniger handeln.

Das wird vermutlich ähnlich laufen, wie mit dem "Offenen Kanal" im hiesigen Kabel-TV-netz (OKB). Jeder kann senden was er will, so lange er nicht gegen gesetzliche Bestimmungen verstößt. Er bekommt sogar das notwendige Equipment kostenlos geliehen, aber kaum einer schaut hin.

Ich glaube fast, je mehr wir über das was in der Welt vorgeht erfahren, desto weniger nehmen wir davon zur Kenntnis, bzw. desto mehr davon verdrängen wir gleich wieder.

Das ist echt wieder so ein Sch**sstag ... Diesig, regnerisch, gerade entdeckte ich, dass mein blöder Nachbar mal wieder 'n Wasserschaden verursacht hat, direkt über meinem Schreibtisch im hinteren Raum. Zum Glück hab ich schlampigerweise 'ne Plastiktüte auf 'm Tisch rumliegen lassen, so dass es keine verheerenden Auswirkungen gab.
"Erstveröffentlichung"

Immerhin - das Wetter war heute nicht so beschissen wie damals und einen Wasserschaden habe ich derzeit auch nicht zu beklagen. Wie sieht es aber mit der restlichen Entwicklung aus? - Die Medienkonzerne sind inzwischen samt und sonders auf den Zug aufgesprungen - andererseits gibt es aber mit dem sogenannten "Web 2.0" weiterentwickelte Möglichkeiten, sich auch "auf eigene Faust" öffentlich zu äußern.

Was mich sehr interessieren würde: Wie habt ihr, liebe Leser und mit-blogger, die bevorstehende Entwicklung damals (vor etwa 10 bis 12 Jahren also) eingeschätzt, inwieweit findet ihr Eure Erwartungen bestätigt oder enttäuscht und was erhofft Ihr Euch für die nähere Zukunft?

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Sonntag, 1. März 2009

Brüder, zur Sonne ...

Die Sozialisten [gemeint: die SPD] erobern nicht die staatspolitische Macht, sondern die staatspolitische Macht hat die Sozialisten erobert. [...] Immer wieder nehmen deutsche Arbeiter den Stimmzettel in die Hand, gehen ins Lokal und geben ihn ab und denken, damit ist es getan. Sie sagen: wir wollen im Reichstag unsere Stimme erschallen lassen; na, da können sie lieber gleich einen Gesangverein gründen.
Alfred Döblin. Berlin Alexanderplatz. Aufbau Verlag. Berlin und Weimar 1982 . S.260. (Erstveröffentlichung 1929)






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